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FAQ: Der Ackermann aus Böhmen Der Verfasser des „Ackermanns aus Böhmen“ wurde um 1350 in Schüttwa, einem Dorfe des Egerlandes, geboren. Die Schule besuchte er bei den Prämonstratensern des Stiftes Tepl. Von 1383 bis 1411 wirkte er in Saaz als Stadtschreiber, Notar und Rektor der Lateinschule. Danach finden wir Johannes als Stadtschreiber in Prag, wo er aber schon 1413 erkrankte und vermutlich 1414 starb. Noch in Saaz hatte er am 1. August 1400 seine Gemahlin Margaretha durch Tod im Kindsbett verloren. Schmerzbetäubt greift er zur Feder und bringt mit dem Stück „Der Ackermann aus Böhmen“ das wichtigste und sprachgewaltigste literarische Denkmal seiner Zeit hervor. Der Witwer führt darin in 32 Kapiteln ein Streitgespräch mit dem Tod. Im 33. Abschnitt tritt Gott als Schiedsrichter und Schlichter auf. Das Werk endet mit einem lyrischen Gebet des „Ackermanns“ für die verstorbene Gattin. Die strenge Form von Rede und Gegenrede sind dem Gerichtsprozeß entlehnt und verraten Kenntnisse des germanischen Rechts. Argumentationsweise, stilistische und rhetorische Mittel erinnern an das Mittelalter.Ungewöhnlich ist die Abfassung in Prosa, die aber auch den Regeln der Redekunst folgt. Die Anregung für den Namen „Ackermann“ könnte Johannes dem Gedicht „Piers the Plowman“ (Peter der Pflüger) des Engländers William Langland entnommen haben. Von sich sagt er: „Mein Pflug ist die Feder“. Als Stadtschreiber von Saaz war Johannes durch die Schule der böhmischen Kanzleien gegangen. Dort hatte unter den Luxemburgern die deutsche Sprache mehr und mehr das Latein der Staufer abgelöst und stand im Begriff, in seiner mitteldeutschen Ausprägung zur Gemeinsprache der ganzen deutschen Nation zu werden. Ungewöhnlich für diese Zeit ist das in dem Gespräch vorgestellte Konzept der Ehe als echte Liebesgemeinschaft. Den Verlust der Gattin beklagt Johannes aber weniger aus eigensüchtigen Gründen, sondern weil der Mann der Gefährtin bedarf, um ein sinnvolles Leben im Einklang mit gültigen ethischen Prinzipien zu führen. Das Stück des Johannes von Saaz ist von hohem rhetorischen und stilistischen Rang und als sozial- und mentalitätsgeschichtliche Quelle von großer Bedeutung. Es fand zwischen 1450 und 1550 eine weite Verbreitung, da es offenbar den „Nerv der Zeit“ getroffen hat.
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